Schlimme Stunden voller Blödsinn
Bereits die pink-grün-blaue Saalbeleuchtung warf kein gutes Licht auf die deutschen Fernsehschaffenden, die Nominierungen taten, bis auf Ausnahmen (Dokumentation, Reportage, Auslandsreporter), ihr Übriges. Der Reigen deutscher Fernsehtiefpunkte begann sogleich mit der Verleihung des Preises für die beste Serie an „Doctor’s Diary„, einer platten Mixtur aus „Grey’s Anatomy„, „Bridget Jones„, „Keinohrhasen“ und „Dr. House“ – Sieger gegen einen in seiner ungewöhnlichen Machart herausstechenden „KDD Kriminaldauerdienst„. Und da im deutschen Fernsehen alles nur geklaut ist, gewann den Preis für den besten visuellen Effekt eine billige Kopie des Gollum aus Peter Jacksons „Herr der Ringe„. In der Nominiertenliste reihten sich handwerklich blamable Filme selbstverliebt aneinander. Warum sehen in deutschen Fernsehfilmen sogar die Schauspieler meist aus wie Pappmasché? Und wer braucht eigentlich Reality-Shows?
Die schlechtesten Comedians Deutschlands gaben sich das Mikro in die Hand, Thomas Gottschalk sprach begeistert über sich selbst und übertrieben coole Schauspieler taten zumindest ein bisschen überwältigt. Das Reeperbahnlicht schmeichelte auch den Damen nicht besonders, so alterte manche Jungdarstellerin im grellen Scheinwerfer um vierzig Jahre und sah aus, als verdiene sie ihr Geld nicht nur mit der „Schau-spielerei“. Den stumpfsinnigen Gesichtausdruck gab’s beim Schauspielworkshop gratis und das geliehene Trägerlose saß wie immer viel zu tief.
Einzige Lichtblicke waren die wie immer souveräne Senta Berger und natürlich Marcel Reich-Ranicki, der uns Gequälten aus der Seele sprach – ein gesundes Selbstbewusstsein gehört gewiss zu solcher Rede. Aus den Reaktionen des Publikums ließ sich letztlich auch auf den Grad der Intelligenz schließen und da war vor allem Marco Schreyl geschockt, vielleicht ahnend, dass er einer derjenigen war, der sich in besonderem Maße angesprochen fühlen musste.
Der Deutsche Fernsehpreis 2008 war wiederholt ein Armutszeugnis für die deutsche Fernsehlandschaft und wäre ohne Reich-Ranicki auch nicht der Rede wert gewesen.
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