Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom eines Filmemachers

therockerKlingt das nicht wie 80er Jahre Musik?
Tatsächlich. Es spielt „Vesuvius“, eine aufstrebende Rockband mit wilder Gestik, geschmacklosen bunten Outfits und langen Haaren – etwas feminin anmutend. Ihr Manager überrascht die Rocker nach ihrem Auftritt mit einem Plattenvertrag und der Tatsache, dass Drummer Robert Fishman alias Fish (Rainn Wilson) nun eigene Wege gehen muss, weil ihn das Vitamin B aus der Band kickt. Fish ist außer sich vor Wut und schwört ewige Rache.

Sein Weg führte ihn jedoch in ein Callcenter, wo er ein gelangweiltes Dasein fristet und nach 20 Jahren immer noch und immer wieder mit dem überwältigenden Erfolg „Vesuvius'“ konfrontiert wird. Bei der Präsentation des neuesten Erfolgsalbums durch einen Kollegen, platzt Fish endgültig der Kragen, er verliert seinen Job, seine Wohnung und sein letztes Fünkchen Würde als er bei seiner Schwester auf dem Dachboden Unterschlupf findet. Der Zufall will es, dass die Band seines Neffen gerade einen Schlagzeuger sucht, um beim Schulball richtig abzuräumen. Und wenn sich eine Band A.D.D. (Attention Deficit Disorder) nennt, dann ist Fish da genau richtig.

Peter Cattaneo, bekannt durch seinen preisgekrönten Film „Ganz oder gar nicht“ (1997), liefert mit „The Rocker“ seine vierte Spielfilmproduktion und kann wiederum nicht an den Erfolg seines Erstlingswerks, voller subtiler Komik und sozialkritischem Unterton, anknüpfen. Bereits seine zweite Regiearbeit „Lucky Break“ (2001) hatte bei Publikum und Kritik einen schweren Stand und „The Rocker“ wird es nicht leichter haben.

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Der Film beginnt temporeich, beinahe hyperaktiv mit etwas viel Klamauk und Albernheit, er leidet an Stimmungsschwankungen und Konzentrationsstörungen, nichts zeigt eine kontinuierliche Linie. Leise Momente werden unwirsch unterbrochen durch Slapstick, den ein Charlie  Chaplin oder Buster Keaton meisterhaft beherrschte, der hier jedoch zur plumpen Blödelei verkommt. Dass sich ein Gag wenige Minuten später in ähnlich peinlicher Weise wiederholt, trägt wenig zum Amüsement bei.

Die Charaktere zeichneten die Drehbuchautoren zu eindimensional, eine Figurenkonstellation voller Klischees: die strenge Mutter (Jane Lynch als Mrs. Gadman), der langweilige Vater, der einem Rockerleben nachträumt (Jeff Garlin als Mr. Gadman), der dicke Loser-Sohn (Josh Gad als Matt), die freche Schwester (Samantha Weinstein als Violet), der melancholische junge Leadsänger, der in Fish einen Ersatzvater findet (Teddy Geiger als Curtis) und die pubertierende Rockgöre, die Avril Lavigne zum Vorbild hat (Emma Stone als Amelia). Die Handlung ist zu vorhersehbar, ohne Spannung und Originalität. Der einzige Lichtblick des Films zeigt sich im wunderbar charmanten Spiel Rainn Wilsons, der einige schöne Augenblicke kreiert – doch wenige nette Momente machen einen Film zu keinem Rocker.

„The Rocker“ – ab 29.01.2009 im Kino